AFRIKANISCHER AUSDRUCKSTANZ

AFRIKANISCHER AUSDRUCKSTANZ ist die Übersetzung des Danse d'Expression Africaine, der sich durch die Arbeit afrikanischer Tänzerinnen und Tänzer in Paris entwickelt hat. Hinter diesem Ansatz verbirgt sich die Verbindung traditionellen afrikanischen Tanzes mit europäischen Einflüssen. Dies geschah über zeitgenössischen europäischen Tanz, die Konfrontation mit europäischer Kultur, aber auch den anderen Ausdruck, den Europäerinnen und Europäer in den traditionellen afrikanischen Tanz mitbringen und der nicht nur seine Berücksichtigung, sondern auch seine Berechtigung fand.

Ich lernte den afrikanischen Ausdruckstanz Mitte der 80er Jahre mit Elsa Wolliaston und Koffi Koko zunächst in Berlin kennen. Ich war tief beeindruckt von ihren Persönlichkeiten und ihrer Art mit uns zu arbeiten. Beiden war es wichtig, den Körper für den Tanz mit vielerlei Übungen vorzubereiten, mit denen ich mir Prinzipien des afrikanischen Tanzes aneignen konnte, wie z:B.: Zentrierung/ Erdung, Welle, Brustbein- oder Kreuzbein - Ansatz, Improvisation und Kommunikation mit der Trommel. Durch beide erfuhr ich die Aufforderung, mich selbst im afrikanischen Tanz zu suchen und mich auf einer tiefen (- auch spirituellen - ) Ebene von ihm berühren zu lassen.

In dieser Tradition baue ich meinen Unterricht auf.

Ich beginne immer mit Körperarbeit (siehe www.therapieundtanz.de, "Körperarbeit und Rückenstunde"), die ich speziell für den afrikanischen Tanz entwickelt habe. Weiterhin benutze ich in meinem Unterricht Elemente aus dem Ausdruckstanz und der Bewegungsanalyse nach LABAN, um Bewegungen zu verstehen und zu akzentuieren. So weise ich darauf hin, wie sich z.B. ein Tanzschritt in Beziehung zum Raum verhält (weit-eng, abgrenzend-offen...) oder welchen Charakter eine Bewegung hat, wie z.B. zart oder kräftig. Gerne benutze ich Bilder oder Geschichten (z.B. die Mythen afrikanischen Gottheiten „orishas“ oder „vodoun“), um die Bewegung besser zu erspüren und ihren Sinn zu erfassen. So arbeite ich in meinem Unterricht schwerpunktmäßig an dynamischer Ausdruckskraft, aber auch an der Kommunikation mit der Trommel. Welche Impulse kann ich setzen, damit mich die Trommlerinnen und Trommler verstehen und mir folgen? Wie kann ich die Dynamik steigern, aber auch wieder besänftigen? Welche typische Bewegungsqualität haben die unterschiedlichen Rhythmen?

Für all das greife ich auf festgelegte Schrittfolgen, traditionelle Tänze und kleine Improvisationen zurück. Es geht mir also nicht um ein reines „Nachtanzen“ traditioneller afrikanischer Tänze, sondern ich möchte dazu ermutigen, ihnen innerlich nachzuspüren und zu entdecken, was afrikanischer Tanz für uns in unserem Kontext bedeuten kann.

In Berlin hatte ich Gelegenheit eine Reihe weiterer Leherinnen und Lehrer für den afrikanischen und karibischen Tanz kennenzulernen, wodurch ich mein Repertoire an Tänzen und Stilrichtungen erweitern konnte. Meine Kenntnisse habe ich dann u.a. in Paris, der Karibik und in West-Afrika vertieft.

Von 1988 bis 1990 lebte und arbeitete ich in Benin und unternahm von dort aus Reisen nach Togo und Ghana. Der Anlaß dieser Reise war, einer-
seits weitere Studien zum afrikanischen Tanz zu machen, andererseits beschäftigte und beunruhigte mich auch seit einigen Jahren die Frage: was haben die afrikanischen Götter in meinem Leben zu suchen? Die afrikanische Beantwortung dieser Frage ergab sich durch den Lauf der Dinge wie von selbst. Ich begenete nicht nur recht bald den „vodoun“ (so heißen die Gottheiten auf Fon) oder „orishas“ (der Name in der Yorubasprache) in ihren traditionellen Zeremonien, sondern lernte Lehrerinnen und Lehrer kennen, die mir viele Fragen beantworteten und mir vieles aus ihrem Erfahrungsschatz zeigten und anvertrauten. Vor allem aber gaben sie mir wieder sicheren Boden unter die Füße und ermutigten mich, meinen Weg mit den Göttern , nein , nicht in Afrika, sondern in Europa zu suchen. Sie waren nicht minder neugierig als ich, wie sich das wohl gestalten könnte.

Es haben sich tatsächlich einige Möglichkeiten gefunden und es finden sich auch immer neue. Vor allem aber bin ich mir nun sicher, daß die Vodoun gerne reisen und daß sie wandelbar und anpassungsfähig sind - in Afrika, in Brasilien, in der Karibik und auch in Europa.